Psychische Erkrankungen

Jeder Mensch ist besonders. Und jede Person hat die ein oder andere Macke oder mal schlechte Phasen. Manchmal kommt es aber zu Perioden im Leben, in denen eine schlechte Phase sehr ausgeprägt ist und dadurch wichtige Dinge zu kurz kommen – Partner, Freunde, die Schule, die Arbeit, die Freizeit… Dann kann es sein, dass die Psyche erkrankt ist. Das kann jede*n treffen.

Von einer psychischen Erkrankung oder Störung wird gesprochen, wenn es eine deutliche Abweichung der gesellschaftlichen oder medizinischen Normvorstellung vom psychischen Funktionieren gibt. Das betrifft in den meisten Fällen mindestens einen Bereich des Denkens, des Fühlens, der Wahrnehmung oder des Verhaltens. Alle psychischen Störungen haben gemeinsam, dass sie das Leben der betroffenen Person oder auch des sozialen Umfelds in belastender Hinsicht beeinflussen.

Hier geben wir einen kleinen Überblick über die weitverbreitetsten psychischen Erkrankungen. Wenn Sie weitere Informationen über eine bestimmte Erkrankung wünschen, wenden Sie sich gerne an unsere Beratung.


Stimmungsstörungen
sind Erkrankungen, die sich vor allem auf die Stimmung auswirken. Die bekannteste und weit verbreitete Stimmungsstörung ist die Depression. Da eine Depression meistens in Phasen verläuft spricht man auch von einer depressiven Episode. In dieser Zeit haben die Betroffenen eine gedrückte Stimmung, verspüren nur noch wenig Freude und sind meistens im Antrieb gemindert, also haben keine Lust irgendwelchen Aktivitäten nachzugehen. Manchen fällt es schon schwer morgens überhaupt aufzustehen oder sich anzuziehen. Oft kommen auch Schlafprobleme und Appetitlosigkeit hinzu. Meistens ist das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen stark getrübt. Je nachdem, wie sehr die Symptome ausgeprägt sind und wie viele Einschränkungen man dadurch im Alltag hat, teilt man es ein in eine leichte, mittlere oder schwere depressive Episode.

Wenn die Stimmung in die andere Richtung schlägt und jemand für längere Zeit übermäßig gut gelaunt ist, geht das häufig mit Überaktivität, Sorglosigkeit, Hemmungslosigkeit und Leichtsinn einher. Auch das kann zu Problemen führen und wird dann Manie genannt.

Wenn sich manische und depressive Phasen bei einer Person abwechseln, spricht man von einer bipolaren Störung.


Angststörungen
gibt es in vielen verschiedenen Ausprägungen. Die häufigsten beschreiben wir hier kurz. Phobien sind starke Ängste vor bestimmten Situationen, die normalerweise ungefährlich sind. Es gibt z.B. die Agoraphobie, bei der Menschen Angst vor der Außenwelt haben – vor allem bezieht sich dies auf Menschenmengen, große Plätze oder generell Situationen, aus denen man nicht so leicht wieder entziehen kann. Häufig erleben die Menschen, wenn sie in so einer gefürchteten Situation eine Panikattacke. Das ist ein unangenehmer Zustand, zu dem häufig ein beklemmendes Gefühl im Brustkorb, Atemschwierigkeiten, Schwindel und Schwitzen gehört. Es kann sein, dass man denkt einen Herzinfarkt zu haben, zu sterben oder verrückt zu werden. Treten solche Panikattacken häufig auf, spricht man auch von einer Panikstörung.

Die soziale Phobie ist allgemein die Sorge vor der Verurteilung durch andere Menschen, wodurch man soziale Kontakte möglichst vermeidet. Es gibt auch spezifische Phobien, die sich nur auf ganz bestimme Situationen beziehen. Beispielsweise die Angst vor bestimmten Tieren, vor Höhe oder vor engen Räumen.

Eine generalisierte Angststörung besteht, wenn sich Ängste in allen alltäglichen Lebensbereichen breitmachen. Betroffene kommen aus dem Grübeln und sich Sorgen machen quasi gar nicht mehr raus und sind ständig angespannt und unruhig.

Oftmals gehen diese Angststörungen damit einher, dass man die angsteinflößenden Situationen zu vermeiden versucht und sich dadurch zurückzieht und einschränkt.


Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann jemand entwickeln, der ein sehr belastendes oder sogar bedrohliches Erlebnis in der Vergangenheit hatte oder es beobachtet hat. Dazu zählen zum Beispiel körperliche oder seelische Gewalterlebnisse, Naturkatastrophen oder die Diagnose einer schweren Krankheit. In Folge des Traumas kann es zu vielen verschiedenen Symptomen kommen. Typisch für eine PTBS sind das Wiedererleben des Geschehenen (Flashbacks) oder Alpträume. Häufig ziehen sich Betroffene stark zurück und haben keine Lebensfreude mehr. Die Symptome ähneln depressiven Störungen. Auch Dissoziationen können vorkommen – das sind Zustände, in denen man das Gefühl hat, dass der Körper und der Geist getrennt voneinander sind. Beispielsweise berichten Betroffene von einem Gefühl, das der eigene Körper oder Teile des Körpers nicht mehr zu einem gehören. Auch kann es passieren, dass die Wahrnehmung verändert ist und man seine Umwelt als fremd erlebt oder man sich später nicht mehr an Dinge, die man getan hat, erinnert.


Bei einer Zwangsstörung haben Menschen den Drang ständig bestimmte Handlungen (Zwangshandlungen) durchzuführen, beispielsweise sich überhäufig die Hände zu waschen oder bestimmte Handlungen in einer ritualisierten Art und Weise durchzuführen. Es gibt auch Zwangsgedanken. In dem Fall drängt sich der Person ein bestimmtes Thema immer wieder gedanklich auf und fällt es ihr schwer ihre Gedanken davon zu lösen.


Somatoforme Störungen
oder somatische Belastungsstörungen sind psychische Störungen, die sich durch vorwiegend körperliche Symptome ausdrücken. Dazu gehört zum Beispiel die Hypochondrische Störung, bei der Betroffene in der ständigen Sorge leben eine schlimme Erkrankung zu haben ohne jedoch schwere körperliche Symptome zu haben. Bei der Somatisierungsstörung dagegen treten viele körperliche Symptome auf, die meist durch viele verschiedene Untersuchungen und Ärzte abgeklärt werden, jedoch ohne das Ergebnis, dass eine ernste körperliche Erkrankung vorliegt. Auch anhaltende Schmerzstörungen, bei denen keine körperliche Ursache gefunden werden kann und die meist in Zusammenhang mit seelischen Problemen auftritt, fällt darunter.


Bei Essstörungen dreht sich der Lebensinhalt der Betroffenen vorrangig ums Essen und/oder das Körpergewicht, obwohl meistens andere belastende Themen hinter der Essproblematik stehen. Die Anorexie (Magersucht) kommt meistens bei Mädchen oder jungen Frauen vor, kann aber auch alle anderen Menschen betreffen. Zentral ist die Fixierung auf ihr Körpergewicht und der Wunsch nach einer dünnen Figur. Deshalb essen sie sehr wenig oder erbrechen Gegessenes wieder und betätigen sich häufig sportlich sehr intensiv. Wenn man von dieser Erkrankung betroffen ist, fehlt einem eine realistische Wahrnehmung des eigenen Körpers, sodass die Betroffenen nach einiger Zeit stark untergewichtig sind und nicht selten auch an den Folgen sterben. Die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) ist ähnlich, jedoch sind Betroffene meist eher normalgewichtig, da sie zwischenzeitlich immer wieder Fressattacken haben, bei denen sie unkontrolliert alles möglich zu sich nehmen, was sie danach jedoch schnell wieder erbrechen. Wenn jemand Heißhungerattacken mit darauffolgender starker Nahrungsaufnahme hat, diese danach jedoch nicht erbricht, spricht man von Binge Eating. Auch dies ist einer Störung, welche im weiteren Verlauf meist eher zu einem Übergewicht führt.


Schizophrenie
ist eigentlich ein Sammelbegriff für sehr verschiedene Erkrankungen. Gemeinsam haben sie, dass sie in unterschiedlichem Maße durch sozialen Rückzug, verflachte Emotionen, Denkstörungen oder psychotische Symptome geprägt sind. Die weitverbreitetste Form der Schizophrenie ist die paranoide Schizophrenie. Sie äußert sich vor allem in Psychosen. Zu Psychosen zählen Halluzinationen (Dinge hören, sehen, fühlen oder riechen, die andere nicht wahrnehmen) und Wahnvorstellungen (Überzeugungen, die von anderen nicht geteilt und als unreal beurteilt werden). Meistens glauben Menschen mit paranoider Schizophrenie, dass sie verfolgt oder überwacht werden und dass alles in engem Zusammenhang mit ihnen steht. Sie sind sehr misstrauisch und meistens auch sehr ängstlich, da sie sich ständig bedroht fühlen. Ein rationales Gespräch über ihre Wahrnehmungen ist in den akuten Phasen selten möglich, da sie alles aus der Perspektive ihres Wahns interpretieren.

Es gibt auch andere Formen, wie die hebephrene Schizophrenie, bei der psychotische Symptome keine so große oder kontinuierliche Rolle spielen. Hier steht mehr im Vordergrund, dass die Menschen Emotionen nicht stark spüren können, oder auch unpassende Reaktionen zeigen, wie z.B. lachen bei einer Beerdigung. Dazu können sehr bizarr anmutende Bewegungsabläufe oder verschnörkelte Ausdrucksweisen beim Sprechen kommen.


Menschen mit Persönlichkeitsstörungen haben tief verwurzelte Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen äußern und somit häufig unpassend für verschiedene Situationen sind bei denen Flexibilität hilfreich wäre. Ihre Wahrnehmung, ihr Denken und Fühlen ist in einer bestimmten Richtung stark geprägt. Vor allem in sozialen Beziehungen zeigen sich die Schwierigkeiten von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen.

Es gibt viele verschiedene Ausprägungen von Persönlichkeitsstörungen. Eine der bekanntesten ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Diese gehört zu den emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen und zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene starken Stimmungsschwankungen unterliegen, worauf sie gefühlt keine Kontrolle haben. Sie agieren Impulse meistens unreflektiert aus, was häufig zu Problemen führen kann. Zudem fällt es ihnen schwer langfristige Beziehungen zu anderen aufzubauen, da auch diese Gefühle starken Schwankungen unterliegen und sie eine geminderte Konfliktfähigkeit haben, wodurch sie sich schnell hintergangen oder herabgesetzt fühlen. Häufig gehört ein geringes Selbstwertgefühl dazu und kommt es zu selbstverletzendem oder suizidalem Verhalten.

Bei der abhängigen Persönlichkeitsstörung übernehmen Betroffene ungern Verantwortung und verlassen sich bei Entscheidungen komplett auf andere Menschen in ihrem Umfeld. Dadurch, dass sie ungern alleine sind, suchen sie die Nähe zu anderen, selbst, wenn ihnen die Beziehung nicht guttut. Dazu kommen eine große Trennungsangst und das Gefühl von Hilflosigkeit.


Wenn jemand von einer Abhängigkeitserkrankung oder auch Suchterkrankung betroffen ist, hat die Person den unwiderstehlichen Drang nach einem bestimmten Reiz oder einer Substanz (Droge) und verwendet diese in einem für sich selbst schädlichen Ausmaß. Das kann ganz unterschiedliche Dinge betreffen. Am bekanntesten ist die Abhängigkeit von Alkohol, Zigaretten oder verschiedenen anderen illegalen Drogen. Aber auch von Medikamenten oder vom Spielen (Casino, Computer) kann man abhängig werden.

Von einer Abhängigkeit spricht man dann, wenn jemand ein sehr starkes Verlangen nach einer Sache hat, welche nicht mehr kontrolliert werden kann und sich fast alles im Leben darum dreht. Auch, wenn sich körperliche, emotionale oder soziale Schäden durch den Gebrauch einstellen, wird weiterkonsumiert. Wenn man nicht die Möglichkeit hat seiner Sucht nachzugehen, zeigen sich Entzugserscheinungen und oft muss immer mehr von der Droge o.ä. konsumiert werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Manchmal handelt es sich nur um eine Episode im Leben, die wieder vorübergeht. Andere Erkrankungen bleiben ein Leben lang. Für alle psychischen Störungen gibt es jedoch Behandlungsmöglichkeiten und in vielen Fällen lässt sich auch mit einer psychischen Erkrankung ein gutes Leben führen.

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